Orang-Utan-Trekking in Bukit Lawang auf Sumatra

Einen Menschenaffen in der Wildnis zu sehen gehört zu den Augenblicken, die ich definitiv nie vergessen werde. Damals stand ich plötzlich vor einem graziösen Riesen, der mir aus zehn Metern Entfernung mir direkt in die Augen geschaut hat. Und das schon nach 30 Minuten Trekking. Diesen Moment trage ich in meinem Herzen überall mit. 

Von meinem persönlichen Trekking-Erlebnis will ich euch mehr erzählen – und ich fange mit ein paar interessanten Fakten an.
Was bedeutet der Name Orang–Utan?
Der Name Orang–Utan bedeutet wortwörtlich übersetzt nicht 'Menschenaffe', sondern 'Waldmensch'.
  • orang = Mensch
  • utan = Wald
Orang–Utan: Lebensraum und Arten
  • Orang–Utans leben auf den südostasiatischen Inseln Sumatra und Borneo. Man unterscheidet zwischen drei getrennten Arten:
  • Borneo-Orang-Utan
  • Sumatra-Orang-Utan
  • Tapanuli-Orang-Utan
  • Diese Arten leben auf unterschiedlichen Inseln, nach denen sie benannt sind. Ich durfte also die Sumatra-Orang-Utans kennenlernen, von denen ich mehr erzählen will
Wo befindet sich Bukit Lawang?
Bukit Lawang mit seinem „Orang-Utan Rehabilitation Center“  liegt im Norden der Insel Sumatra, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Medan,  in den Provinzen Sumatra Utara und Aceh.

Bukit Lawang ist das Eingangstor zum Nationalpark Gunung Leuser- einem der größten Naturreservate in ganz Indonesien, - welches seit 2004 zum UNESCO-Welterbe zählt, aber seit 2011 auch auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes verzeichnet ist.
Unterschied zwischen halbwilden und rehabilitierten Orang-Utans
Rehabilitierte Orang-Utans sind Orang-Utans, die konfisziert bzw. mutterlos aus der Gefangenschaft gerettet wurden. Sie mussten sich einer längeren Rehabilitation unterziehen. Diese Menschenaffen fielen meistens schon sehr jung in die Hände von Menschen. Manche wurden illegal als Haustiere gehalten.  Viele davon hatten traumatische Erlebnisse hinter sich. Diese Orang-Utans haben zum Zeitpunkt ihrer Rettung kaum Fähigkeiten, um selbstständig in der Wildbahn überleben zu können. 

Auch die halbwilden Orang-Utans sind meistens in den Zentren durch eine Rehabilitation gegangen. Es kann sein, dass sie als Kinder mit Ihren Müttern das notwendige Verhalten im Dschungel antrainiert bekamen, bevor sie in die Hände von Menschen fielen. Ihnen wurden alle Überlebens-Fähigkeiten (wieder) antrainiert. Sobald sie selbstständig waren, wurden sie in die Wildnis entlassen. Jedoch erscheinen erst kürzlich ausgewilderte Tiere weiterhin (oder „immer noch“) zu den Fütterungen, die in den meisten Zentren an einer Futterstation angeboten werden. Dieses Verhalten definiert sie als "halbwild".

Laut allen Berichten, die ich finden konnte, wurde die Futterstation in Bukit Lawang vor Jahren eingestellt. Das Anfüttern führte in der Vergangenheit zu vielen Problemen. Die Menschenaffen hatten sich so sehr an das Futter gewöhnt, dass sie die Scheu vor Menschen ablegten und den Besuchern sehr nah kamen. Dies ist aber ein Fehlverhalten von einem Wildtier, da die Scheu vor dem Menschen sowohl das Tier als auch den Menschen voreinander schützt.
Welche Trekking-Möglichkeiten gibt es in Bukint Lawang?
Es gibt verschiedene Trekking-Möglichkeiten, wenn man Orang-Utans sehen möchte.
  • Ein dreistündiger Trek
  • Ein Tagestrek: Das habe ich gemacht. Mein Erlebnis ist unten ausführlich beschrieben.
  • Ein mehrtägiger Trek mit Übernachtung im Dschungel

Ankunft in Bukit Lawang auf Sumatra

Es hat geregnet. Von einem Restaurant beobachtete ich Männer, die auf dem Fluss mittels "Tube-Rafting" den Abfall wegtransportierten. Davor kannte ich Tube-Rafting oder einfach Tubing ausschließlich als Touristen-Attraktion in vielen südostasiatischen Ländern. In Bukit Lawang schien es tatsächlich nicht nur eine Touristen-Attraktion, sondern ein echter Transportweg zu sein.  
Im gleichen Restaurant lernte ich auch meinen zukünftigen Guide fürs Orang-Utan-Trekking kennen. Aus dem Gespräch fand ich heraus, dass das Trekking (oder „die Treks“) normalerweise in großen Gruppe (bis zu zehn Menschen) stattfindet.

Ich hatte gar keine Lust auf Touristenhorden, aber leider keine Zeit, um eine mehrtägige Tour zu machen. Ein Kompromiss war für mich, dass die Gruppe nur aus dem Guide und mir besteht.  Für einen kleinen Aufpreis konnte mein Wunsch realisiert werden.  

Das rentierte sich auf jeden Fall. Jedoch war es trotzdem unmöglich auf einer Tagestour die Menschenmasse umzugehen. Auf einem längeren Treck ist die Chance größer, auf wilde Orang-Utans zu treffen, je tiefer man in die Dschungel vordringt.

Orang-Utan Trekking

teil 1

Am nächsten Tag ging es bergauf und bergab. Die Tour war schon ein wenig anstrengend, obwohl ich eigentlich gerne und oft wandern gehe. Nach einer Stunde hatte ich Hunger und wollte an meinen Nüssen knabbern. Ich stellte meinen Rucksack ab, holte die Nahrung raus und plötzlich stand er vor mir! Sehr nah. Ein männlicher wunderschöner Orang-Utan schaute mir direkt in die Augen.
Ich stand komplett fasziniert da und konnte meine Augen gar nicht von ihm abwenden. Mit unbeschreiblicher Grazie bewegte er sich von einem Baum auf den anderen, ohne mich dabei aus den Augen zu verlieren.

Mein Guide war alarmiert und wollte mich von der Stelle sofort wegzerren. Er durfte mich an das Tier nicht so nah heranlassen, was absolut richtig ist. Ich war aber wie in einer Faszinations-Starre und konnte mich nicht von der Stelle rühren. Ich griff nach meiner Kamera und nach ein paar Aufnahmen mit meinem Teleobjektiv konnte ich schließlich meinem Guide folgen.

Wie kam es dazu, dass ich für einen langen Augenblick das Vergnügen hatte, diesen Orang-Utan aus einer Entfernung von weniger als zehn Metern fast nur für mich alleine zu haben? Der Guide zeigte schweigend auf meine Nüsse in der knisternden Tüte... Der Orang-Utan roch die Nüsse und kam auf mich zu. So bescherte mir eine kleine Nusstüte einen der schönsten Momente auf Sumatra.  

teil 2

Orang-Utan Sandra und ihr Baby
In der nächsten Stunde sahen wir noch zwei Weibchen, die sich um ihre Kinder kümmerten. Jedoch waren wir  von diesem Moment an im Dschungel nicht mehr 'alleine'. Bei Bedarf findet man im Internet genügend Bilder, die deutlich zeigen, wie viele geführte Touren an einem Tag beim Orang-Utan-Trekking tatsächlich unterwegs sind.

Rechts auf meinen Bildern sind die halbwilden Weibchen Mina und Sandra, die ich dank meines Telezooms ohne 'störende Elemente' abbilden konnte. Unten den Bäumen standen dutzende von Touristen. Soviel zu meiner Naivität, dass ich das Trekking 'alleine' machen könnte. Ich hatte zwar einen Guide für mich alleine, durfte aber die ganze Menschenmasse auch 'mitgenießen'.

Im Rückblick kann ich sagen: Meine Ein-Mann-Tour rentierte sich auf jeden Fall. Leider war es trotzdem unmöglich, auf einer Tagestour die Menschenmasse zu umgehen. Auf einem längeren Trek ist, laut dem Guide, die Chance größer, auf wilde Orang-Utans zu treffen, je tiefer man in den Dschungel vordringt. Deshalb würde ich mich nächstes Mal für eine Mehrtagestour entscheiden. 

Geschichte vom Orang-Utan-Weibchen Mina

Halbwildes Weibchen Mina
Das Orang-Utan-Weibchen Mina ist sehr bekannt in Bukit Lawang. Sie wurde als Baby gewaltsam von ihrer Mutter getrennt und grausam in Gefangenschaft gehalten. "Auch heute reagiert sie noch teils sehr aggressiv auf Menschen", warnte mich mein Guide. Sie lebte einige Jahre in dem Rehabilitationszentrum.

"Das Problem ist, dass sehr viele Guides Mina anfüttern und das in zunehmendem Maße, weil leider viele Touristen schon mit dem Wunsch nach Bukit Lawang kommen, Mina zu sehen. Also füttern die Guides sie an, damit die Touristen glücklich sind, ein Foto mit Mina schießen können und dann vielleicht obendrein noch ein nettes Trinkgeld geben. Ein totales Fehlverhalten! Beiderseits!"²

Die Guides müssten die Touristen unbedingt über die Thematik mit wilden und halbwilden Orang-Utans sensibilisieren und auffordern, bestimmte Regeln zu befolgen.

Es gibt sogar offizielle Richtlinien, an denen man sich orientieren kann.

Orang-Utan-Trekking: IUCN-Richtlinien

  • Es muss ein Mindestabstand von zehn Metern zu den Tieren eingehalten werden: Die Menschen, die auf der Suche nach den besten Bildern und Selfies sind übertragen Krankheiten. 
  • Es darf kein direkter Kontakt zu den Tieren bestehen und die Tiere dürfen nicht gefüttert werden.
  • Es darf nicht gerufen werden oder irgendwie anders die Aufmerksamkeit der Tiere auf sich gelenkt werden.
Touristen kommen nach Bukit Lawang, um Orang-Utans in freier Wildbahn im Rahmen einer geführten Trekking-Tour zu beobachten. Jedoch sollte man das ganze Konzept des Orang-Utan-Trekkings kritisch hinterfragen.

Palmölthema auf Sumatra

Palmöl transport in Bukit Lawang
Wenn man über die Problematik von Orang-Utan-Trekking spricht, darf man die negativen Folgen des Anbaus von Millionen Hektar Palmöl zum Teil illegal gerodeter Wälder nicht ignorieren. Die Brandrodung heizt nicht nur den Klimawandel an, sie vertreibt auch Tiere und Menschen aus ihrem Lebensraum.  

Man sollte also auf die Produkte mit Palmöl verzichten. Aber wie erkennt man Palmöl in Lebensmitteln? Diese und viele weiteren Fragen kann dir die Verbraucherzentrale beantworten.
–  Gesche Jürgens, Waldexpertin von Greenpeace
Es gibt ein weiteres Problem des Palmöls, worüber gar nicht oder kaum berichtet wird. Es geht hier um die Palmöl-Logistik, was an sich auch ein Desaster ist. Um die Transport-Kosten zu sparen, werden die LKW weit über die Richtlinien beladen. Das führt zu den enormen Straßenschäden in Indonesien und Malaysia.  Daran sollte man vielleicht auch denken, bevor man sich als wohlhabender Tourist über die schlechte Straßeninfrastruktur beschwert.

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