Quallen-Begegnung in Krabi

Mein Erfahrungsbericht mit der Quallenbegegnung in Thailand

Meine Quallenbegegnung passierte in der Nacht bei Flut.

Ich habe noch nie so viel über Quallen recherchiert, wie in der letzten Zeit. Der Grund dafür ist meine sehr enge Begegnung mit einer Qualle in der Nähe von Krabi in Thailand.

Leider kann ich nicht genau zuordnen, mit welcher Art von Qualle ich Kontakt hatte, da das Ganze in der Nacht bei Flut passierte. Jedoch werde ich hier über die möglichen Varianten berichten und die Geschehnisse des Tages sowie das, was mit meinem Körper passierte, ganz genau beschreiben.

Meine Empfehlung: Geh lieber nicht nachts bei Flut ins Wasser. Die Quallen können außerdem auf den Strand gespült werden und man sieht sie nachts nicht.

Wann kann es zu Qualleninvasionen in Thailand kommen

Grundsätzlich kann es in der Regenzeit in der Andamanenseeküste zu massiven Qualleninvasionen kommen. Die Regenzeit in Thailand dauert jährlich von Juni bis Oktober.

Meine Qualle mit weißen, meterlangen Tentakeln kam schon Anfang März zum 'Kuscheln'. Vermutlich liegt das an den veränderten Meeresströmungen, ausgelöst unter anderem durch Klimawandel. Die Quallen sind wohl auf der Suche nach einem neuen Lebensraum.

Es sieht so aus, dass einige davon von den Küsten Australiens, entlang der indonesischen Küste, bis durch die Straße von Sumatra über Thailand bis nach Philippinen gespült werden. Und die Menschen bekommen es zu spüren. Hautnah.

Quallenbegegnung: Meine Geschichte

Ich sah einige Quallen in meinem Leben, da ich auf der Krim am Meer aufwuchs. Im Schwarzen Meer gibt es sehr großen Würfelquallen. Man kann sie im Wasser ziemlich gut sehen. Dort kommen sie erst im September, wenn die Strömung sich abkühlt.

In Thailand war das Wasser so warm, dass man an einem heißen Tag keinerlei Abkühlung verspürte. Bei solchen Wassertemperaturen sah ich keinen Grund, sich Sorgen um Quallen zu machen.

An dem Nachmittag verbrachte ich über eine Stunde im Wasser. Es gab keine Quallen weit und breit.

Da war ein sehr abenteuerreicher Tag, den ich gerne beschreiben möchte. Ich nenne ihn 'A-Twisted-Day', weil er aus drei Twists bestand, die miteinander nichts zu tun hatten. Der letzte Twist war natürlich am schmerzhaftesten. Das war die Quallenbegegnung. Wenn du dich nur für die Quellenstory interessierst, schaue gleich das Kapitel mit Twist drei. 
Twist 1: Der kaputte Ventilator
Das Ganze fing schon in der Nacht davor an, als mein BH auf den Ventilator fiel und sich so lange um dessen Motor umwickelte, bis der Ventilator endlich zum Stillstand gebracht wurde.

Mein BH tötete wohl den Ventilator. Bei 35 Grad Hitze und keiner Klimaanlage war es im Bungalow nicht so lustig. Das Beste kommt erst noch. 
Twist 2: Mit meinen Haaren an die Bojen angekettet
Ich liebe es, im Salzwasser weit rauszuschwimmen. So was kommt bei den Menschen, die am Meer aufgewachsen sind, häufig vor. Dieses Mal schwamm ich zum Seil mit den kleinen Bojen raus, das ganz schön weit draußen den Schwimmbereich vom Bootsbereich trennte.

Ich lag auf dem Rücken im Wasser, habe eine der Bojen als Kissen für meinen Kopf benutzt und mich mit den Händen einfach am Seil gehalten. Ca. fünf Minuten lang konnte ich völlig entspannt die Zugvögel beobachten.

Als ich zurückschwimmen wollte, fand ich erstaunt, dass meine langen Haare sich um das Seil gewickelt hatten. Ich habe mich quasi mitten im Meer mit meinen eigenen Haaren an die Bojen angekettet.

Nach einem langen Kampf um jedes Haar musste ich eine Haarsträhne leider abreisen...

Zurück am Strand musste ich mir Gedanken machen. An einem Tag verwickelten sich schon zweimal Dinge, wobei sehr kuriose Situationen entstanden sind. Das war mehr als merkwürdig.     
Twist 3: Quallenbegegnung bei Dirty Dancing im Flut

So kam es zu multiplen Quellenstichen

Spät in der Nacht, als es schon stockdunkel war, wollte einer meiner Freunde mich jedoch unbedingt ins Wasser schmeißen. Kennst du das, wenn die Kinder Spaß im Wasser haben, einander auf die Schultern und Hände klettern und dann ins Wasser hüpfen?

Ich erinnerte mich an die bekannteste Szene aus "Dirty Dancing" und natürlich wurde sie erstmal im Wasser ausprobiert. Es tut ja normalerweise nicht weh ins Wasser zu fallen.

Es war stockdunkel. Flut. Die Übung ging los. Nach einigen Landungen im Wasser spürte ich plötzlich ein höllisches Stechen am Fuß und an den Beinen.

Mein Hirn verstand sofort, dass wir in Gefahr sind. Ich schrie panisch "Hol mich da raus!". Der Freund von mir lächelte nur und meinte, das wäre nur ein Fischernetz. Ich sah dieses weißes "'Netz" auch, hatte jedoch keine Zweifel, dass es eine gefährliche Meereskreatur war. 

Dazu war ich von Schock und Schmerz teilweise paralysiert. Irgendwie musste man trotzdem handeln. Das Schlimmste war: Um mein Gleichgewicht zu halten, paddelte ich mit meinem Arm aus Reflex dagegen und versuchte die weißen Faden von mir wegzustoßen. Natürlich wickelte mich die Qualle teilweise um. Der ganze rechte Arm bekam extrem viel Gift ab.

Parallel kämpften auch meine Beine gegen die 'Twists'. Endlich konnte ich mich irgendwie befreien und schaffte es zum Strand, wo meine Freunde die Verletzungen mit einer Lampe sichteten.

Multiple Quallenstiche. Behandlung im Krankenhaus

Alle Stiche schmerzten höllisch. Sofort kam es zu Schwellungen, Rötungen und Blasenbildung an allen Berührungsstellen. Am schlimmsten ging es dem Arm. Er pumpte sich so auf, dass ich die Faust nicht mehr zumachen konnte.

Es hat gebrannt. Der ganze Körper stand in Flammen. Ich dachte, ich verbrenne da am Strand. Ich wusste nur, wenn ich nicht sofort Hilfe bekomme, weiß ich nicht wie es ausgeht. Meine Freundin erinnerte sich daran, das es in der Nähe ein Krankenhaus gab. Irgendwie schafften wir es bis zum Krankenhaus. 

Klar, wusste ich in dem Moment nichts über die Erste-Hilfe bei einem Quallenunfall. Und natürlich hatten wir auch nicht zufällig Essig dabei.

Im Krankenhaus brauchte ich meine ganze Energie für den Kampf gegen die Tränen. Ich wollte nur losheulen. Nach einer gefühlten Ewigkeit bekam ich eine Spritze. Das müssten Dexamethason und CPM gewesen sein.

Dann wurden die Nesselzellen mit Tüchern mit destilliertem Wasser abgerieben. Jedes Mal, wenn der Krankenpfleger mit einem Tuch die nächste Wunde kräftig rieb, musste ich aufschreien. Ich dachte, er kühlt mich nur ab und konnte in meinem Schock gar nicht nachvollziehen, warum er so krass direkt in den Verbrennungen rieb.

Ich sagte ihm sogar: "I hope you don't have a girlfriend. If you treat her the same way you treat your patients..." Wenn ich damals nur wusste, dass er bloß die Giftzellen entfernt. Ich konnte allerdings an nichts anderes als an die Schmerzlinderung denken.

Zum Mitnehmen bekam ich Folgendes:

• Prednistolone, 4 Tabletten täglich,
• Telfast, 1 Tablette täglich, und
• Bethamethason-Neomycin Salbe. 

Wie gefährlich sind Quallen: Was konnte mir im schlimmsten Fall passieren können.

Ohne Zweifel sind die fischfressenden Würfelquallen mit teilweise meterlangen Tentakel viel gefährlicher, als die planktonfressenden Schirmquallen.

Quallenstiche sind selten lebensbedrohlich. Am giftigsten ist unter den Würfelquallen die australische Seewespe. Sie gilt als das vermutlich giftigste Meerestier der Welt.

2020 und 2019 sind auch in Thailand einige Exemplare aufgetaucht. Ich gehe sehr stark davon aus, dass ich keinen Kontakt zu der Seewespe hatte. Ich hatte zwar üble Schmerzen, war aber nicht in Lebensgefahr. 

Somit kommen alle anderen Würfelquallenarten oder sogar die Portugiesische Galeere für meine Begegnung infrage. Die Portugiesische Galeere trifft man sehr häufig an den Andamanseeküste.

Wie behandelt man Quallenstiche grundsätzlich?

Meine persönliche Empfehlung: Geht zum Arzt, wenn man gravierende Verbrennungen bekommen hat. 

Bitte nicht selbst herumdoktern, nachdem man schnell Google gefragt hat, was zu tun ist. Nicht alles, was Google auf die Schnelle anzeigt, ist sinnvoll. Und in diesem schmerzhaften Moment hat man auch kaum Zeit die unglaubwürdigen Quellen zu erkennen.

Es ist auch besser, nicht auf Freunde zu hören, die keine Meeresbiologen oder Ärzte sind. Oder das zumindest selber erlebten.

Keine von diesen Tipps sind wissenschaftlich belegt: Auf die Wunden urinieren, Rasierschaum nutzen und mit einer Karte die Nessel sofort abreiben.

Ich würde sehr gerne sagen, was man am besten tun soll. Jedoch verzichte ich bewusst darauf. Einigkeit herrscht darüber, dass man die Nesselzellen entfernen soll. Wie dies jedoch am besten gemacht werden soll, ist umstritten.

Nach grundlegender Recherche entdeckte ich tatsächlich, dass alle Quellen komplett kontroverse Behandlungsmethoden angeben. Zu jeder Methode findet man woanders die Aussage, dass sie eher schädlich sein kann.

Ich denke nicht umsonst entfernte mein Arzt die Nesselzellen mit distillem Wasser und nicht mit Essig, Rasierschaum, Urin oder Salzwasser.

Auf gar keinen Fall Alkohol und Süßwasser nutzen! Sonst explodieren die Giftzellen.

Mir persönlich hat die Kühlung am zweiten Tag gegen den Schmerz unglaublich geholfen. Am ersten Tag habe ich nicht gekühlt und habe es mit starken Schmerzen bei thailändischer Hitze kaum ausgehalten.

Ich freue mich über Deinen Kommentar!

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